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27. Februar 2021

Komponieren gehört zum Frausein. (AHS)

Ich sitze vor der Hamburger Musikhochschule und denke über Komponieren nach: Komponieren: Bereits als Kind habe ich komponiert und Gedichte geschrieben. Lyrik und Melodien gehören für mich zusammen. Heute ist es weder in der sogenannten Neuen Musik noch in der Pop-Musik „in“, Melodien zu schreiben. Als gäbe es gar keine neuen Melodien mehr. Das ist die Frage. Und wiederum andere kopieren in endlosen Schleifen Postromantik oder Post-Gregorianik, all das, was bereits als „gutklingend“ abgenommen wurde. Eine weitere Frage aber ist für mich: Was ist gutklingend? Was ist ein „guter“ Klang? Was ist ein neuer Klang? Messiaen ist hier auch ein Vorbild für mich.

Interpretieren und Komponieren gehören für mich zusammen. Das eine geht ohne das andere nicht. Man kann sogar sagen, dass das Interpretieren die Inspiration und die Lehrmeisterin sind. Meine Kompositionslehrerin. Durch sie lerne ich das Handwerkszeug. Viele Komponisten heute sind überhaupt keine interpretierenden Künstler, das finde ich eine fatale Entwicklung. Sie sind keine ausübenden Musiker, sondern Computerlinge, trockene Schreiberlinge. Das war früher nicht so. Und das kann es auch nicht sein. Das ist künstlich, gestellt.

Dann schreibe ich, was mich bewegt. Dass ich meine schwedischen Wurzeln in der Musik verarbeite, hört und spürt man in der verträumten Melancholie und in der Weite meiner Musik. So sagen andere.

Meine Ziele und Vorbilder?

Lili Boulanger, Clara Schumann, JS Bach und andere.

Mein Wunsch ist, der neuen Gattung, dem neuen Stil sehr nahe zu kommen, der in mir schlummert, keine strikten Philosophien, sondern impulsive Klanggemälde, keine Kopien von dem, was schon da war. Weg von der Norm, sondern Mut, Risiko und dennoch Schönheit.

Ich beginne mit dem Komponieren, indem ich nach dem stundenlangen Üben in so einem FlOW bin, dass meine eigenen Klänge nach draußen sprudeln. Es ist wie beim Malen: Ich zittere richtig dabei, wenn ich endlich meine Farben auf Leinwand bringe, die sich in mir schon angestaut haben. Es ist diese Kreativität, die mich inspiriert, das Geschenk, das ich erhalten habe. Das Soli Deo Gloria, das treibt und drängt. Der kreative Geist voller Schönheit. Ich kann nicht stoppen. Selbst wenn ich plötzlich ein Stein werden würde, müsste ich noch künstlerisch sein und loben.

Ich komponiere, weil die Klänge, die ich innerlich höre, nach außen in die akustische Welt möchten. Die Farben, die ich höre, sind von meinen Klängen inspiriert. Meist sind es helle, singende, glitzernde Klänge, mal sanft, mal scharf, dann wieder tief-hell oder abgedeckt, wie mit Deckfarbe, mit Weiß. Ich mische die Klänge mit meinen Vorstellungen und Erfahrungen.

Ich liebe es an der Orgel, genau die Register zu verwenden, die sonst fast nie verwendet werden: Waldflöte 2 einzeln, Vogelgeschrei, dumpf vibrierendes Timpani, Rauschpfeife allein im Pedal… Scharff allein im BW – dadurch die Orgel völlig anders erklingen zu lassen. Die weiblichen hellen Farben sind mir hier gerade an der Orgel wichtig, das macht mir Spaß. Gerne drücke ich auch Gefühle und Gedanken in Musik aus: Freude, Furcht, Fanatismus, Feindseligkeit, Feminimus, Fluchtgefühle, Friedlichkeit… Weisheit.

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