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1. Februar 2020

Musik ist Gebet

Das Klavier besitzt sehr viele Register, vor allem bei Brahms.

Als Solistin stelle ich mir vor, wie ein tänzerisches Band im und über dem Orchester zu schweben. Aber das geht nicht, wenn das Orchester zu wenig elastisch, zu langsam, zu starr ist. Dann fängt es nicht auf.

Seltsam: Ist man in einem System, und erst recht, wenn man sehr gut in einem System (eingebettet) ist, wird das, was man tut, als sehr gut angesehen. Ist ein Mensch (auch der gleiche) (plötzlich) ausserhalb eines Systems, kann dieselbe und viel bessere Leistung als schlecht angesehen werden. Das heißt, das System herrscht, wird Gott. Und es ist willkürlich. Für große Kunst darf man nicht von einem System beherrscht werden. Brahms sagte: Lieber einsam, aber frei sein. 

Sehr, sehr empfehlen kann ich heute den Film Félicité. Sehr berührend mit einer sagenhaften Véro Tshanda Beya: Eine schwarze Frau, eine Musikerin, die um ihren Sohn kämpft. Eine Löwin.

Interessant waren auch die Filme Klang der Stille (nur als Idee, nicht als Realität, wenn man zudem die vielen Klischees über Beethoven weglässt), Hitlerkantate (zu plakativ, wahrscheinlich als Mittel gegen aufkommende Langeweile) und Geliebte Clara (wenn auch sehr freizügig im Gedankengang über Brahms und Clara). Robert wird als medikamentenabhängiger, brutaler, egoistischer Alkoholiker dargestellt, der dann teuren Pfuschern in die Hände fällt. Was wirklich aber interessant ist: Brahms liebt eine ältere Frau (es ist mal umgekehrt, und nicht wie heute, wo die Männer 15 -25 Jahre jüngere Ehefrauen haben), und tatsächlich, die begabte Clara war mit den Kindern abhängig von Roberts Gehalt und musste gute Miene zum bösen Spiel machen. Wie es wohl wirklich gewesen ist? Ich erinnere mich an das Schumann-Haus in Leipzig, die Schumannkonzerte, Zwickau, unsere Notentour mit dem Fahrrad durch “seinen” Park zu seinen Orten und Kirchen… Ob Brahms wirklich so ein Charmeur war? Anhand seiner Musik könnte ich es fast glauben. Das Intensive an diesen Musikerfilmen ist für mich, dass die Grundatmosphäre und die Musikerhaushalte für mich so bekannt sind und mich immer an meine Kindheit erinnern. Heute Trio-Sonate und Reger geübt, wenn ich auch ein wenig kränklich war. 

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