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Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht. (Heine 1840)

27. Juni 2022: Greifswald Bachwoche

Foto: Logo AHS mit Orgelpfeifen von Christoph Ermisch

Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht. (Heine 1840)

Meine neue Webseite ist da. Es hat länger gedauert als gedacht oder als geplant, aber es ist auch nicht so leicht, eine so große Webseite mit 500 GB zu relaunchen und von Grund auf neu zu programmieren, damit sie schnell läuft. Da dauern alleine die TTL-Umstellungen beinahe 48 Stunden. Ich muss mich erst an meine neue Webseite gewöhnen und einiges muss noch angepasst werden. Ich blicke hier hinten im Dashboard noch nicht ganz durch. Verzeiht also, wenn es noch etwas dauert, bis ich hier wieder die Dinge verstehe.

Ich bin wieder in Greifswald. Letzte Woche war ich im Pommerschen Landesmuseum. Es war schön. Es ist ein großes, helles Gebäude, eine weiße Villa, in dem auch einiges umgebaut wird. Die kleine Gemälde-Galerie gefällt mir am besten. Ich freue mich, dass auch Malerinnen ausgestellt wurden, wenn auch sehr viel weniger als Männer. Besonders gehyped werden die Gemälde von Friedrich und Frans Hals: Caspar David und seine Eldena in sämtlichen Landschaften der Welt: Die Klosterruine hier in Greifswald. Die hier ausgestellte Malerin Ilse von Heyden-Linden möchte ich lobend erwähnen. Und Dora Koch-Stetter. Um 1880 war es sicher noch schwerer als Malerin als heute. Und Sabine Curio: “Tür zum Garten”, 1999.

Übrigens: Greifswald war über 150 Jahre lang schwedisch gewesen. Es gibt also im ersten Stock auch viel über die schwedische Zeit hier in Pommern, Schwedisch-Pommern. Das war interessant für mich. Normalerweise interessieren mich Ausstellungen über alte Kronen, Schätze und alte Umhänge nicht sehr. Aber das schwedische Wappen – das zieht meine Aufmerksamkeit an. Die drei Kronen Schwedens. Im Juli 1630 kamen die schwedischen “Eindringlinge” mit Gustav II. Adolf in die schöne pommersche Gegend.

Ich möchte hier besonders an die schwedische Königin Luise Ulrike von Schweden erinnern, 1720-1782. In dem Raum mit den schwedischen Adeligen legte ich mich auf das weiche Sofa und hörte den Stimmen zu, bis ich eingeschlafen war. Glücklicherweise war das Museum fast leer und niemand weckte mich auf. Die erzählende Stimme ist so angenehm einschläfernd. Wie eine Gutenachtgeschichte kam mir das vor. Der schwedisch-brandenburgische Krieg 1674-1679 wird ebenfalls dargestellt. Schweden war damals groß wie nie. Die Schweden werden lustig gemalt: Wie große Michels aus Lönneberga, der gar nicht Michel heißt.

Auch das Schloss Griebenow wird erwähnt im Museum und die Holzmasken ausgestellt: An jeder der 15 Ecken der Schlosskapelle von 1653, die ich auch in meiner Orgel-Info erwähnt habe, ist eine Maske angebracht, die als Wächter fungieren und mit hässlichen Grimassen das Böse vertreiben und die Kapellen vor Dämonen schützen soll. (Hm, bedenklich.) Griebenow bei Groß Bisdorf (Biisdorf ausgesprochen, wo ich viele Wochen wohnte, nun wieder in der Innenstadt Greifswald) ist schon Nordpommern. Die Leute müssen übrigens die Kapelle in Wirklichkeit besuchen und ansehen, nicht im Museum, eine Maske aus dem Zusammenhang gerissen. Levenhagen hätte auch ausgestellt werden sollen.

Die Greifswalder Bachwoche habe ich fast ganz besucht. Es war interessant. Besonders gefallen hat mir Choreos – ein tanzender Chor, top Choreographie, super Licht, gute Stimmen (Profistimmen). Das einzige, was mich störte, dass (ich saß ganz vorn) sich sehr viel auf dem Boden gewälzt wurde mit vielen sexuellen Anspielungen und viel Nacktheit. Ich finde, das war eine Spur zu viel. Das müsste nicht sein. Immerhin, wir waren in einem Dom. Da gefiel mit der Madrigalchor aus Kiel doch besser.

Die standen zwar einfach nur und haben gesungen (keine Profis) und doch war es wunderschön. Sehr gut war Brasscussion. Ich liebe Blech und Perkussion, es war fabelhaft. Absolut mitreißend, laut und fabelhaft. Gershwin. Prokoffief. Das deutsche Publikum ist oft so träge und klatscht brav und dröge vor sich hin. Ich war die einzige, die “Bravo” rief – da haben sich dann einige mit Fußtrampeln angeschlossen. Seit neuestem finde ich unglaublich spannend, die Dirigenten zu beobachten. Das kann ich ununterbrochen tun.

Edward Elgar – hm, ich kann mich nicht so für all seine Musik begeistern. Es erinnert mich an Filmmusik, die ohne Ziel in Wellen vor sich hin schwimmt und mal irgendwo aufbrandet und dann wieder daliegt. “Light of Life” wurde aufgeführt. Ich bin eingeschlafen. Es ist sicher wuchtig und alles. Aber wuchtig allein reißt mich nicht vom Hocker. Es muss irgendwo Sinn haben und nicht sinnlos und ohne Ziel in emotionalen Wogen vor sich hinplätschern und immer gleich klingen.

Kein Vergleich mit den Bach-Kantaten. Ich habe fast überall mitgesungen. Barbara Dennerlein habe ich nachts auch noch gehört. Die coole Hammond-Orgel B3, die ihr zur Verfügung gestellt wurde, war schön beleuchtet. Sie selbst ist sehr authentisch, relaxed und nett. Sie macht keine Show. Leider, ich bin kein Fan von Boogie Woogie etc. Boogie Woogie kann ich 15 -20 Minuten an der Orgel anhören. Aber keine 2 Stunden. Der Hammond-Sound ist interessant. Aber keine zwei Stunden lang. Ich saß in der ersten Reihe, was ein Fehler war.

Ich konnte nicht weg und wurde unruhig und fühlte mich genervt. Schließlich rettete ich meine Unzufriedenheit darin, dass ich einschlief. Es war auch schon sehr spät und ich war von den vielen Konzerten und Eindrücken erschöpft. Es ist sicher toll und anstrengend, so einen Jazz-Abend zwei Stunden lang durchzuhalten, allein, dass der Groove stabil bleibt. Und sie macht das locker und sympathisch. Ich bin von Bach wahrscheinlich schon verdorben.

In Konzerten berührt zu werden ist eine wunderschöne Sache. Wo es nicht gelingt, bleibt Enttäuschung zurück. Aber alles ist Geschmackssache natürlich. Ich stelle schnell fest, ob mich etwas berührt oder nicht. Wenn es nur Gespiele ist, Effekte usw., dann schalte ich ab. Von Ombra e Luce war ich auch etwas enttäuscht. Toll war der Dirigenten-Workshop mit Friederike Woebcken. Ich habe viel gelernt. Die Balance zu halten zwischen Energie, Ruhe, lieber zu wenig als zu viel und dann doch viel und entscheidend auf den Punkt – ruhiger Kopf, aber Körperspannung und blitzende Augen. Es braucht eine starke Persönlichkeit, die Dynamik und Einsätze gut anzeigen kann. Und dann natürlich die Technik der Hände.

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