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20. Mai 2021

Die Orgel ist Zeitreisenkatapult ins All der Ewigkeit, schafft es, vergangene Zeiten musikalisch lebendig zeitlos zu machen. (AHS)

Das Schloss Fürstenried ist sehr schön, gelb-weiß, groß, Exerzitienhaus. Ich bin die einzige Schlossdame, die einzige Frau, die hier übernachtet. Aber nicht das einzige Schlossgespenst. Ein Pater lebt hier noch. Und es gibt den Securitymann, der mich nachts zu Tode erschreckt hat.
Ist es nicht traurig: Er geht bald, und wer wird dann noch hier wohnen? Alle Schwestern und Mönche sind alt geworden. Es gibt keinen Nachwuchs? Was wird aus dem Exerzitienhaus?

Wegen Corona und Kurzarbeit ist auch der Park nicht blühend, aber dennoch schön. Und der Kirche fehlt Geld wegen Corona.
Die Küche ist zu, aber frühstücken darf ich dennoch. Es gibt sogar eine Kapelle mit einem Örglein. Der Goldene Saal mit dem Flügel, den großen Fenstern, von wo live aufgezeichnet wurde, gefällt mir. Vom Flügel aus konnte ich die Autobahn sehen. Ich konnte noch nie von einem Flügel aus im Konzert eine Autobahn sehen. So nah. Da es dunkel war, sah sie draußen vor dem Schloss beinahe schön aus, mit den Rücklichtern der Autos. Es ist die Garmische Autobahn, die hier kurvt, die ehemalige Olympiastrasse, die „Naziautobahn“. Früher gab es hier Wiese und Wege für Pferdekutschen. Nun ist von hier, vom Flügel aus, mitten durch die Autobahn hindurch in 7 km Luftlinie der Dom zu sehen. Autos dürfen hier nur 60 fahren. Wegen dem Regen oder nein, wegen den dicken Fenstern hörte ich sie nicht.
Vor dem Schloss (ehemaliges Jagdschloss) stehen seltene Gurken-Magnolien. Früher lebte hier Otto (Klaus Kinski), der „wahnsinnige“ Bruder von Ludwig dem Zweiten.
Das Schlossgespräch war sehr schön, es durften neben dem Stream sogar Live-Gäste dabei sein, das erste Mal wieder im Saal mit Gästen seit der Krise. Es war sehr tiefgründig und dennoch lustig. Johannes Hagl hat es gut gemacht, trotz Mikro, Maske, Live-Stream. Ich bekam auch viel Lob: Dass ich hinreißend meine Liebe zu Bach geäußert hätte. Dass es super wäre, dass ich weniger Privilegierten Bachs Musik näher bringe. Und dass Musik die Ökumene voranbringe. Ich Evangelische schwärmte im katholischen Exerzitienhaus von Bach und Luther, aber niemand war mir böse. Wenn jemand meine Gedichte vorliest, bin ich immer ganz überrascht, dass dies meine Texte sind. Natürlich kamen auch Fragen zu meinem Privatleben, ob da Platz für einen Mann wäre, denen ich wie immer schüchtern auswich.

Noch lustiger war es danach. Es gab in dem sonst so gastlichen Haus aufgrund von Corona keinen Wein und keine Gläser. Alles zu. (Das bayerische Abendessen hatten wir von der Gaststätte nebenan erhalten.) Aber die Männer besorgten in der Bibliothek heimlich etwas. Wir kamen uns wie „partners in crime“ vor. Ich liebe Streiche und Schabernack und lache mich immer scheps. Noch netter ist es, wenn Jesuiten und Diakone und Mönche zu Streichen aufgelegt sind. Dennoch waren unsere Gespräche immer tiefsinnig: Was passiert nach dem Tod? Wer ist Gott?
Morgen werde ich abgeholt und besuche die neue Orgel in St. Nikolaus Neuried. Woehl, drei Manuale. Dann geht es zur „van den Heuvel“ Orgel, selten in Bayern und meine erste. Abends ist mit mir dort das erste Konzert nach der Krise. Ich übernachte im Gästehaus Mariahilf.

In meiner Schulzeit hatten wir viel Streiche und Schabernack. Ich genoss es so sehr! Ich hatte oft Gänsehaut vor Genuss. Und jetzt? Die meisten, die ich kenne, betreiben keinen Schabernack mehr.

Da ich gefragt wurde wegen der Aufnahmetechnik der Hiob Stiftung Schop in Thüringen: Zoom H6, Samsung C02, Shure Kugel, Samsung A51, Panasonic HCW 570.

Ich stelle mir vor, ich wäre eine ganz normale Mitarbeiterin. Und ich arbeite für meine Chefin. Und was für eine Chefin. Dauernd treibt sie mich an.

Glaubensgespräche Fürstenried

Konzert St. Franziskus München

Konzert Fürstenrieder Schloss München

 

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