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27. März 2021

Orgeln unter die Fittiche nehmen. (AHS)

Den Film Die Neunte von Salfati, über Beethoven, finde ich bedenklich, da Beethoven durchgehend als sehr politisch, humanistisch, gar als Freimaurer dargestellt wird. Der Film erscheint mir insgesamt atheistisch. Ich liebe Beethovens Talent, Klänge und mag nicht, wenn Beethoven als politischer Philosoph dargestellt wird. Schiller soll diesem Film nach ebenfalls Freimaurer gewesen sein, er, der Ode an die Freude schrieb. Ich mag Choräle. Ich sehe Beethoven nicht als Politiker.

Der Film Michael Nyman ist, wenn man zuvor Beethoven gehört hat, ein Gruselkabinett für meine Ohren.

Sehr gut ist der Film Spielweisen. Akademie der Künste, Berlin. Interviews mit Schauspielern an Theatern. Genial sind hier Sandra Hüller mit Yvonne Büdenhölzer. Aber auch Signa Köstler und Ulrich Matthes. Man lernt enorm über das Künstlersein. Hervorragend gefilmte Interviews mit weisen Menschen. Alles, was die reden, kenne ich von mir selbst:

  1. “Mutig und frech genug sein, sich anstarren zu lassen.”
  2. “Damit umgehen können, wenn andere Lust daran haben, einen Scheiße zu finden.”
  3. “Dem Publikum die Last der eigenen Emotionen abnehmen.”
  4. “Dass Zuschauer sich so entspannen können, dass sie beim Zuhören abschalten können, dass ihnen plötzlich einfällt, wo sie morgens ihren Füller hingelegt haben.”
  5. “Handwerk und Persönlichkeit.”
  6. “Energie!”
  7. “Es gehören immer zwei Seiten dazu: Der, der gibt, und der, der konsumiert. Wenn der andere die Vision brechen will, dann ist das seine traurige Entscheidung.”

Ich mag Künstler. Sie sind so sensibel. Ich liebe das. Der verletzliche Blick. Kindlich, eitel und größenwahnsinnig. Und gleichzeitig immer auf Schutz angewiesen.

Die Zeit fliegt. Ich arbeite an meiner Doktorarbeit im Bett statt am Tisch. Ich weiß, das macht sonst niemand. Aber ein wenig gemütlich muss es sein. Ich bin von Büchern umgeben. Es ist anstrengend und schlaucht. Ich nutze es auch, meine Bücher zu ordnen. Bin durchgehend gereizt und schlecht gelaunt. Ich muss sagen, es ist wie eine Krankheit. Irgendwie tröstet es mich, ab und zu eine Pause einzulegen und ein YouTube-Video von Kranken anzuhören, die kämpfen. Ich fühle mich genauso. Von manchen Videos bin ich dann aber so geschockt und kann es nicht fassen. Dann bin ich noch depressiver. Ich hoffe sehr, dass es bald fertig wird. Ich weiß noch, wie ich einer Freundin sagte: “Wenn man die Dissertation nicht macht und vor sich herschiebt, altert man”. Sie sagte: “Man altert erst recht, während man sie macht.” Na toll! Ein Lichtblick: Ich unterrichte wahnsinnig gern Orgel. Habe ein paar neue interessierte Kids. Im Gegensatz zum Klavier weiß ich genau, wie es war, als ich es lernte. Das inspiriert mich sehr.

Heute Vertrag Bachfestival und Tagung in München. Und schön ist: Ich habe die Sprache, die man für eine Diss braucht, endlich verstanden. Schwere Geburt für eine Lyrikerin. Es ist eine Sprache, die irgendwie vom Gehirn kommt. Meine andere Sprache kommt von Herz und Niere.

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