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1. August 2020

Es gibt viele unterschiedliche Facetten von Schönheit: Schönheit ist nicht nur schön, sondern auch wild, schmerzvoll, reißerisch, traurig – (AHS)

Es war wieder sehr schön, in Ilmenau an der Walcker-Orgel zu üben. Und ich freue mich auf die Ladegast in Merseburg, meine dritte. In Mellrichstadt habe ich so lange geübt, dass ich den letzten Zug verpasst habe und bei den Schwestern übernachten musste. Die Orgeln sind alle unterschiedlich wie Tag und Nacht und doch die selbe edle Rasse. 

Ich liebe die skandinavische, nordische Musik. Norwegen und Finnland haben zwei weltbekannte Komponisten: Grieg und Sibelius, beides nationale Helden – Schweden hat leider bis heute nichts vergleichbar international Bekanntes. Der Schwede Berwald ist super, sehr schöne Sinfonien. Was mir an Grieg gefällt, ist, dass er diese poetischen, lyrischen Linien und Melodien gezeichnet hat, Stimmungen, Natur – er war vielleicht kein großer Symphoniker, aber ein Lyriker in Musik, wie man beispielsweise in der Peer Gynt-Suite deutlich merkt, die ich gerade dirigiere (beide Suiten haben je 4 Sätze). Sowohl Grieg als auch Sibelius haben erst für Klavier komponiert und dann für Orchester.

Orchesterdirigieren macht sehr viel Spaß, heute wieder. Es ist wichtig, die Hintergründe zu den jeweiligen Werken gut zu kennen. Im Grunde hat sich Grieg um Ibsens Gedicht Peer Gynt nicht gekümmert, er wollte nur schöne Musik machen. Ganz anders sein Landskollege Saeverud – sehr gut, dieser hat Ibsens Text richtig vertont, mit all der Ironie, sehr schön auf Spotify mit dem finnischen Dirigenten Ari Rasilainen. Saeveruds Enkel ist ein berühmter Geiger in den USA. Dennoch ist natürlich Griegs Musik beliebter, weil dieser so wunderschöne Melodien geschrieben hat, wie in der Morgenstimmung oder in Ases Tod (Ase ist die Mutter von Peer Gynt).

Sehr schön finde ich die Musik und die neue Oper von der finnischen Komponistin Kaija Saariaho und der norwegischen Komponistin Agathe Grondahl. 

Was mir am Dirigieren gefällt ist, das jeweilige Stück genau zu kennen. Beispielsweise Morgendämmerung in Griegs Suite 1 – erst Flöte, dann Oboe, dann Flöte, dann wechseln sich diese ab, bevor die Streicher den intensivsten Einsatz haben – man muss alles im Blick haben, besonders den Einsatz der Pauken. Ja, die Timpani nie vergessen, genau wissen, mit welchem Ton diese beginnen. Immer erst Blickkontakt, bevor man den Einsatz gibt. Wird der Blickkontakt nicht erwidert, gibt es keinen Einsatz. Es geht um Menschen, nicht um Instrumente. Auch wichtig: Was für Schlegel haben die Pauken? Härtere sind hier eher besser. Pauken und Hörner sitzen meist links-mittig, vorher genau die Lage studieren. 

Da der 6/8-Takt nicht sehr langsam ist, wird er in Zwei dirigiert (Schaukel). (Wäre er sehr schnell, könnte man eventuell in Eins dirigieren.) Im langsamen Tempo in 6 – dazu sind 2 und 3 auf der linken Seite, wobei die 2 eher unten als links ist, denn die 3 ist schwer, und 4 und 5 rechts, wobei die 4 schwerer ist als die 5. Ases Tod wird ebenfalls in Zwei dirigiert. Wichtig bei beiden Sätzen ist, dass man nicht eilt. Im Gegenteil, Widerstand, Spannung, Agogik und eher die Kunst der Langsamkeit. Obwohl das Spätkommen der Eins wichtig ist, muss man dennoch immer früher sein. Man muss also früh zu spät sein. Der Tanz wird durchgehend in Eins dirigiert, außer bei den zwei kurzen Ritardando-Stellen. Wichtig ist aber immer die weiche linke Hand. Ich merke, wie ich mich von Mal zu Mal verbessere. 

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