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17. Februar 2020

Wer Ohren hat, der höre. (Matthäus 11, 15)

Der Spiegelsaal des Museums für Kunst und Gewerbe in Hamburg ist sehr schön. Rote Sitze, blaue Decke, schwarzer Steinway. Ich habe auch ein Stück von mir gespielt. Mittlerweile denke ich: Warum sollte ich stets die Stücke anderer spielen, die andere auch spielen? Warum nicht lieber meine Musik? Das macht viel mehr Spaß. Und es macht mehr Sinn. Denn sonst werden nur männliche Komponisten gespielt.

Die Ausstellung Beauty im Museum für Kunst und Gewerbe gefiel mir nicht, obwohl ich die anderen Ausstellungen dieses Museums sehr schätze, besonders die der Instrumente und der modernen Kunst. Doch Beauty ist so ein armseliger Abklatsch von Schönheit, die man mehr und besser auf einem Spaziergang antrifft in der freien Natur und in der Schöpfung. Was soll ich mit einem computergesteuerten Vogelschwarm und mit Plastiktüten, die von künstlichem Wind aufgeblasen werden – überall Beamer, Filmchen und Animationen über Natur. Künstliche Natur. Was soll daran schön sein? Wissen die Menschen nicht mehr, was schön ist? Echtheit ist schön. Meinen sie, die Farbe Quietsch-Rosa von einem Beamer auf schwarze Wand geworfen soll schön sein und ersetzt einen Wald oder Blumen? Nur das Wort Fugue versteckt auf einer Tafel kam dem Thema etwas näher.

Später war ich im Pro-Log-Konzert in der Laeisz-Halle. Hier habe ich auch schon gespielt. Heute haben die Hamburger Symphoniker konzertiert. Es war sehr interessant. Nur zwei Frauen habe ich im Orchester gesehen.

Noch nie ist mir die Orgel  – Beckerath opus 1, Walcker-Prospekt (ursprüngliche Walcker-Orgel verschollen)  – in der Laeisz-Halle aufgefallen. Früher war ich so ausschließlich Pianistin, dass mir eine Orgel nicht mal dann aufgefallen ist, wenn sie direkt vor meiner Nase war: Damals für mich starre, kalte Pfeifen, Deko, kein Instrument. Das ist nun ganz anders.

Ich wurde heute schon früh aus den Federn geworfen, weil ich Mendelssohns Verleih uns Frieden gnädiglich und Hör mein Bitten an der Schuke-Orgel mit Chor spielte.

Was ist Poesie? Originalität? Flatternde Farben? Was ist gekünstelt? Poesie kommt aus dem Unbewussten. Sie darf nicht tüchtig, nicht durchgeführt sein. Denn will ich wirklich von jedem verstanden werden? Nicht das Talent macht die Kunst, sondern Charakter. Unter all dem gewöhnlich Ordinären sticht Bach hervor. Beginnt alles Große mit dem ABC? Nicht eher mit BACH? Alles andere sind unmusikalische Buchstaben. Dornige Worte.

Nicht empfehlen kann ich den Film Gigi. Es gibt kaum Werte in diesem “Musical”. Es wird Oberflächlichkeit vermittelt. Die Rolle der Frau wird von Männern auf manipulative Art und Weise auf Spielzeuge für deren Amüsement festgelegt. Und das 1958. Der Film wurde neunmal für den Oscar damals nominiert. Von Männern natürlich. Ein Film, in dem Mädchen und Frauen maximal auf drollige, naive Häschen reduziert werden und als Entertainment fungieren. Der Film ist ein Paradespiel von normalem Sexismus, der so normal ist wie kalter Kaffee oder Tee zum Frühstück.

Nicht empfehlen kann ich das IntercityHotel Dammtor. Es ist viel zu weit weg vom Bahnhof Dammtor, als dass es sich IntercityHotel nennen könnte.

Ich mag immer noch die Nivea-Creme. Ich habe sogar eine mit der Elbphilharmonie abgebildet auf dem Deckel.

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