Halbbildung ist die gefährlichste Erscheinungsform der Dummheit. (Michael Klein)
Das ist wahr und vom Journalisten gut zusammengefasst.
Heute zeigte mir Michael Müller das schöne Münster Bad Mergentheim. Die Kirche und die Orgel werden vollständig saniert, so dass sie auch beheizt werden kann; das Münster ist normalerweise geschlossen. Aber Michael zeigte mir die Baustelle, und diese war sehr spannend. Das historische Gehäuse der wunderbaren Vorvorgängerorgel J.A. Ehrlich-Orgel 1772 (siehe die herrliche Ehrlich-Orgel in Bad Wimpfen) befindet sich bei Orgelbau Rensch. Das neue Orgelwerk wird nämlich von Rensch gemacht (3 Manuale, Schweller, Setzeranlage). Ca. 700.000 Euro. Das ist günstig. Die obere Empore wurde abgerissen, damit die Orgel nun mehr Platz hat und man nicht mehr seitwärts spielen muss (Walcker 70). Die neue Orgel wird sicher eine Wucht. Super fand ich, dass Michael sagte: Ich muss dabei nicht an mich denken, sondern an meine Nachfolger!
Früher waren hier die Laden auf Sturz gestellt, was laut an der Orgel war.
Beim Orgelspiel muss man sich weg vom Spieltisch denken, hinein in den Raum, hinein in die Orgel. (Besonders dann, wenn der Spieltisch nicht schön ist.) Er zeigte mir auch die wunderbare Rohlf-Truhenorgel in St. Marien mit dem schönen Regal. Ich mag Truhenorgeln und möchte gern selbst eine. Danach übte ich wieder an der schönen Späth-Orgel. Die Späth Orgelbaufirma gibt es noch, Gott sei Dank, mit Sitz in Freiburg. Die Dynastie geht weiter, mit Versöhnung und Zusammenschluss. Prima!
In der Schlosskirche steht eine Plum-Orgel (siehe Heilbronn).
Man kann sicher sagen, dass ich wohl die einzige Konzertorganistin bin, die ab und zu in Freikirchen in den Gottesdienst geht. Jedoch bin ich kein Fan von Freikirchen mehr, nachdem ich dort viele Jahre war, meist in einer Baptistengemeinde. Ich habe dort sehr viel gelernt. Vieles war mir sehr wichtig und gut. Jedoch habe ich mich künstlerisch weiter entwickelt; ein Unding in Freikirchen. Ich gehe ein, wenn ich mich nicht weiterentwickeln darf.
Ich mag nicht, dass in Freikirchen aus meiner Sicht so viel Unbildung herrscht: Dass im Musikgeschmack und auf dem Büchertisch im Grunde nur ein oder zwei Stile vorgegeben und “erlaubt” sind. Die Leute erscheinen mir in mancher Hinsicht engstirnig und “dumm”. Von Kunst verstehen sie meiner Meinung nach meist nichts. Oft säuseln sie sich gegenseitig etwas vor: Nach dem Motto, hört man den ganzen Tag “Worship” und liest freikirchliche Literatur, dann kommt man “in den Himmel”. Dabei wird mit “Worship” vor allem ein einträgliches Business gemacht, was ich selbst aus Erfahrung weiß. Klassische Musik wird oft abgewertet; und auf Landeskirchen geschimpft, diese seien liberal und ungläubig. Das mag zwar manchmal tatsächlich so sein, aber ich frage mich, ob ein manipulierendes, kontrollierendes, überhebliches “Christentum” so viel besser ist. Bedenklich finde ich die Citychurch Würzburg; diese Freikirche hat sektenartige Züge in meinen Augen.
Zudem habe ich einige Freikirchen als frauenfeindlich erlebt. Als wäre die Frau nur dazu da, den Mann zu bewundern. Leider krankt die Emanzipation auch an Frauen, die solche Spiele nach wie vor mitspielen. Und anderen Frauen ein Bein stellen. Leider sind gerade verheiratete Frauen besonders schlimm darin, andere (freie) Frauen zu hassen. Daher mache ich mir Sorgen, zu heiraten.
Ich mag nicht, wenn Männer tatsächlich meinen, die “böse Eva hätte den armen Adam verführt”. Das ist die (subtile) Lebenseinstellung vieler Männer, religiös oder nicht. Damit rechtfertigen sie jede böse Tat gegen Frauen. Etwas klügere sehen ein, dass beide, Mann und Frau, die verbotene Frucht aßen. Die, die die Bibel gelesen haben, kapieren sogar noch mehr: Gott rief zuerst den Mann und stellte ihn zur Rede.
Bach wusste dies. Er vertonte:
Durch Adams Fall ist ganz verderbt
menschlich Natur und Wesen.
(Lazarus Spengler, 1524)
1524 waren manche Männer viel klüger als heute. Ich sehe es so, dass Adam verantwortlich war. Er hätte Eva schützen müssen, die bei Gottes Reden zu Adam noch gar nicht anwesend war. Aber die meisten Männer haben bis heute verpasst, Frauen zu ehren und zu schützen, weil sie extrem egoistisch sind. Dabei sind Frauen die schönsten Geschöpfe des Universums, wen nach Gott will man sonst ehren?
In der Landeskirche jedoch kommt man durchaus vom Regen in die Traufe, obwohl ich hoffte, dass es dort vom Niveau besser wird: Viele Männer der (Hobby)kirchenmusikszene kompensieren ihr Nichtkönnen mit Kritik an anderen. Auf infantile Art werden Menschen an den Pranger gestellt. Man erkennt hier kriminelle Energie.
Es gibt viele “Orgelfummler”. Jedoch mit Musikalität hat dies eher selten etwas zu tun. Viele Kirchenmusiker üben fast nie. Während Hobbypianisten genau wissen, wie schwer das Klavierspiel ist, stellen Möchtegernorganisten ihre Unzufriedenheit durch Lästern zur Schau – das Offene, Direkte, Persönliche ist diesen Menschen fremd. Es geht bei diesen Menschen nur feige hintenrum ab. Dadurch entsteht nie eine wirklich fruchtbare Diskussion.
Dabei ist Musik integer. Können zeichnet sich durch Integrität aus. Lästernde Menschen können also gar keine Musiker sein. Wen ich sehr integer finde, ist mein Lehrer Pieter van Dijk.
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