Musik ist Herzenssache. (AHS)
Ich freue mich, dass 2020 über 10 Werke von mir veröffentlicht wurden – für Klavier, Orgel, Orchester, Gesang… in unterschiedlichster Besetzung. Ich freue mich über die Bestellungen bei mir.
Im Mai nächsten Jahres, am 19.5. bin ich in eine Talkshow in München eingeladen worden zum Thema Kirchliches Umfeld und Schöpfung.
Heute haben mich Noten erreicht von Thorsten Maus, sehr interessant.
Dann hat mir jemand anonym ein Buch gesendet, das ich gar nicht bestellt habe. “Männer sind anders, Frauen auch”. Ich glaube, das weiß niemand besser als ich, aber wenn es jemandem wichtig ist, lese ich es gerne. Natürlich ist es wichtig, dass die Männer immer als erste erwähnt werden. Oder sollen es vor allem Frauen lesen?
Dezember-Konzerte sind teilweise verschoben worden.
Sehr interessant finde ich die Beethoven-Orgel-Platte von Krumbach.
BWV 651:
Aus meinem Booklet für die neue CD 2021 (psst, noch Geheimnis):
Auch wenn manche meine Liebe zu Bach nicht mehr ganz hören mögen – was ich so überwältigend finde an den Choralwerken BWV 651 und 652 ist: Da ist ein Werk, nehmen wir zunächst Heiliger Geist BWV 651 in organo pleno, das erst mal für einige streng klingen mag. Und doch liegt darunter ein tiefes, wunderschönes Fundament voll wahrem Text:
Es ist ja nach unserer heutigen Befindlichkeit (wohl seit den 30iger Jahren) keine ‘richtige’ Choralfantasie, da der Choral im Pedal nur einmal durch erklingt, ohne Wiederholungen. Dennoch ist es für Bach eine Fantasia super. Oder wie man heute im Englischen sagen würde: Ein Choral-Prelude. Ein Choral-Präludium. Festlich, F-Dur. Brillant, sprühend, stabil. In diesem Choralpräludium kann man viel erkennen, wie Bach komponiert, wie er mit Text umgeht. Und daraus viel ableiten für seine textfreie (‘absolute’) Musik. Beispielsweise wie er Himmel, Hölle, Gnade, Geist musikalisch abbildet. Text war ihm sehr wichtig. Absolut wichtig. Das große Werk BWV 651 ist ein Gebet, ein Klage-Gebet, ein dramatisches Gebet, das sich immer weiter zuspitzt bis in den Halleluja-Teil. Hochemotional. Dick. Widersprüchlich im Weichen, zugleich kräftig kernig Rhythmischem, im Dramatischen, zugleich Stabilen – wenn ich etwas liebe, dann die Vereinigung von Widersprüchlichem.
Bach hat dieses Werk in Leipzig stark verändert, die Länge verdoppelt von der Weimarer Fassung – er hat kein Werk der Choralstücke so drastisch verändert wie dieses. Heiliger Geist ist ein komplexer, seltener, langsamer Choral, schwer zu singen, wunderbar.
Ein Stück weit erkenne ich im Werk auch, dass Bach ein Rebell war. Er macht die Dinge anders, als man es erwartet. Er ist frech. Das gefällt mir. Der Choral liegt beinahe schüchtern unentdeckt unten. Ich finde, diese Tatsache symbolisiert Menschen. Viele Menschen sehen nach außen nicht besonders aus, aber innen und untendrunter ist ein tiefes Fundament der Würde und Wahrheit verborgen. Bach symbolisiert dies mit seiner Musik. Es geht ihm nicht darum, eine Show der Schönheit zu präsentieren. Sondern er präsentiert Schönheit in einer Weise, wie Gott Schönheit oft präsentiert: Verborgen, tief, unten, zart, demütig. Eine überwältigende Schönheit ohne kapriziös Spektakuläres. Wie sich der Choral im Pedal entfaltet, so etwas gibt es nicht am Klavier. Deswegen liebe ich die Orgel. Nicht, dass ich das Klavier nicht liebe. Aber die Dreifaltigkeit ist von Bach schon in den Chorälen wie ein Wimmelbuch angelegt, das bis ins Fünfstimmige geht.
Der treibende Bass ist mal im Pedal, mal in der linken Hand. Sagt nicht der Basso Continuo schon alles aus? Er ist dienend, verborgen, im Hintergrund, und doch das, was alles zusammenhält. Das verkörpert Bach als Wert in seinem Gesamtwerk. Als Münze. Als Pfand. Als Eckstein.
Während der Choral revolutionär zum Text beispielsweise ganz nach unten verläuft, wenn es um Gnade, Amen, Halleluja, Lob geht, springen die anderen Stimmen gleichzeitig wie Gemsböcke in die höchsten Höhen. Und in einem langen Bandwurm, in schneidenden Spannungen (übermäßige Akkorde, siehe Takt 11) und in einem einzigen Melisma mit viel Atem zieht sich die Wahrheit im Choral durch alle Modulationen, von Gemsböcken, Stimmkreuzungen und Seufzern (vierfache Sequenz) begleitet, durch das Werk.
Morgen BWV 652!
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