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7. September 2020

…wie eine stark geschlagene Saite noch lange Zeit forttönt…” (J.K. Wezel, aus Gefahren der Empfindsamkeit, 1782)  

Vielleicht habe ich die Empfindsamkeit zu sehr verurteilt. Ich liebe sie doch. (Wenn sie nicht Bachs Musik in den Schatten versucht zu stellen, wogegen ich mich automatisch auflehne.) Aber die frühromantische Welt des C.P.E. Bach mit seinem empfindsamen Stil ist berührend auf einem Clavichord (wenn z.B. Dupouy spielt). (An einem Flügel würde es mir nicht gefallen.) Auch die Sinngedichte von Lessing betonen, wie neu die Empfindsamkeit damals war, also eine Revolution. Und so muss man die Musik von Bachs Söhnen betrachten. “Empfindsamkeit” heute ist ja etwas ganz anderes. Die Empfindsamkeit von 1714 ist nicht mit den Pop-Songs zu vergleichen, denn damals war das bewusst Empfindsame eine Revolution: Experimente mit Klängen, mit Instrumenten. Heute ist das “Empfindsame” meist nur Musik-Business und Gewohnheit.

Empfindsamkeit gab es ja immer schon. Man hat es nur ab 1714 so genannt. Auch Johann Sebastian Bachs Musik ist hochemotionale, empfindsame Musik.

Mein neues Gedicht zum Clavichord:

Clavichord 

Klingend die Länge

Im Knoten 

Nicht schlagend gegen die Welle 

Doch frei auf eigene Weise

Sanft der Stegdruck 

Im Boden 

Nicht starr wie Köpfe 

Doch gebogen

Bebend die Länge

Im Ton 

Nicht laut wie die Welt 

Doch am Abend 

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