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6. Juni 2021

In was du dich versenkst, daraus entsteht deine Kunst. (AHS)

Mein Master Zeugnis Orgel aus Hamburg ist endlich angekommen – Note 1,7 – naja, für meine Verhältnisse schlecht, aber es war auch eine unglaublich stressige Sonder-Situation, beruflich und privat. Dafür habe ich es hervorragend gemeistert. Zudem spielte ich beide Prüfungen innerhalb von wenigen Tagen in einer live-Stream-Übertragung (hochgestuft). Abgesehen davon, dass ich zu dieser Zeit seit 1 1/2 Jahren parallel ein Dreifach-Studium absolvierte, was es zuvor noch nie so gab (Würzburg, Salzburg Mozarteum und Hamburg). Ohne Corona hätte ich das gar nicht geschafft. Ich habe das so gut gemacht und durchgestanden, dass sich keiner auch nur ansatzweise beschwerte und kaum jemand etwas davon ahnte. Es war mein Geheimnis. Ich war überall ganz und mit meinem ganzen Herzen und Fleiß präsent. Zoom hat mir hierbei geholfen, jedoch muß man betonen, dass man via Zoom noch viel fleißiger und selbständiger sein und viel Willenskraft haben muss. Zudem habe ich konzertiert und viele Videos gefilmt. Es ist ein Wunder und Segen, dass ich das alles so erfolgreich geschafft habe.

Warum habe ich das so und nicht anders entschieden? Der Hauptgrund war, dass ich wusste, dass ich in Hamburg ganz andere Sachen lernen und erfahren werde als in Würzburg, und umgekehrt. Und so war es auch. Beides. Süddeutsche Orgeln. Norddeutsche Orgeln. Und hierzu die unterschiedlichen Interpretationen, anderes Repertoire, neue Technik und Herangehensweisen. Ich wollte in kürzester Zeit die beste und intensivste Ausbildung bekommen, die möglich war. Mich verwirren unterschiedliche Herangehensweisen nicht, im Gegenteil. Zudem kannte ich aus Frankfurt und Heidelberg zu diesem Zeitpunkt, wie pädagogisch und fachlich schlecht und menschlich kontrollierend Orgellehrer sein können, besonders talentierten und wissbegierigen Frauen gegenüber. Da ist es besser und sicherer, nicht von einem allein abhängig zu sein. Was sich auch prompt bestätigte. Ich bereue es keine Sekunde, auch wenn es sehr viel Energie und Leidenschaft braucht, intensive Studien parallel so durchzuziehen. Im Grunde war es sogar ein Vierfach-Studium. Aber dazu später. Nun habe ich drei Master.

Meine Abschluss-Noten in Orgel bisher: 1,4 und 1,0 und 1,7. Meine Master-Noten insgesamt bisher 1,2 und 1,0 und 1,7.

Heute las ich im Finale von Nürnberg-Kraftshof „Blattwerk“. Der Goldene Blumentopf. Absurd! Es ist doch bemerkenswert, dass Prosa und Lyrik in einen Topf geworfen und zusammen bewertet wurde, anstatt getrennt. Als würde man Räucherlachs mit Mohnkuchen vergleichen. So bekam eine Sex-Geschichte eines Mannes eine höhere Punktzahl als meine Gedichte (es wurde bis 10 bewertet). In dieser seiner Sexgeschichte ging es um eine unbefriedigte Frau in einem One-Night-Stand mit einem schlechten Lover. Wörter wie Akt, Penis, Schweiß – kurz: plump, direkt, maskulin, „witzig“ (?) und sehr leicht verständlich für Menschen aller Bildungsklassen – bekamen beinahe Höchstpunktzahl der Männer-Altherren-Jury. Ich fragte mich: Wo bin ich hier? Meine Lyrik dagegen ist das genaue Gegenteil: symbolisch, weiblich, ernst, bildhaft, komplex, indirekt, musikalisch, hohe Intelligenz und Bildung erfordernd.

Es ist für mich unbegreiflich, wenn man sie nicht versteht.

Ich habe das auch angesprochen, diese Niveaulosigkeit. Wie kann so eine billige Sex-Geschichte im Finale landen? Und warum kicherten die Frauen im Publikum bei so einer plumpen Geschichte? Wenn ich das vorher gewusst hätte! Ich habe daraus gelernt. Bei solchen Wettbewerben reiche ich nicht mehr ein. Das hat mit Literatur nichts zu tun. Was mich aber gefreut hat, ist, dass ich sehr schön vorgelesen habe, ruhig und sinnlich und mit Ausdruck. Nicht zu schnell. Zudem war der Wald mit seinen uralten Eichen wunderschön. Auch wenn ich sofort zerfressen wurde von sämtlichen Insekten und nun von Mückenstichen übersät bin. Es gibt noch Insekten!

Ps: Gestern bin ich im Schlaf aus dem Bett gefallen.

Anbei neu:

J.S. Bach – Trio Sonate C-Dur BWV 529 2. Satz Largo Orgel Ann-Helena Schlüter

Bach-Trio-Sonate 529


Eine Antwort auf “6. Juni 2021”

  1. Ich bewundere deine Bodenhaftung, nachts und auch des Tags 🙂
    Und das aufsteigende verhimmlischende im Kompositions -, Text- und Malwerk.
    Beides vereint sich zur femininen Delikatesse und schöpfer*in*ischer Weltsicht

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