Das Ohr der Eifersucht hört alle Dinge.
Das Ohr der Neides auch. Die Frage ist, wie.
Ich bin in Schongau bei München an der wunderschönen Sandtner-Orgel angekommen. Schongau ist eine hübsche, wohlhabende Stadt von ca. 15.000 Einwohnern. Sie hat mindestens fünf schöne Orgeln zu bieten. Die dreimanualige „Sandy“ in Maria Himmelfahrt, früher Steinmeyer / Kamp, ist die größte mit einer langen Geschichte. Ein Kraftpaket! Sie hat eine mechanische Spieltraktur und eine digitale (elektronische) Registriertraktur. Schleiflade. Die Wege sind kurz und direkt: ein angenehmes, transparentes Spielgefühl. Direkter Kontakt zum Tonventil. Ihre Zungen sind bombastisch, der akustische 32-Fuß, Fagott (früher Pedal), das man runterkoppeln kann aus dem 3. Manual, ein voluminöses Schwellwerk. Ein Larigot (Zimbel). Ein hübsches Steinmeyer-Rankett, ein Cucculus. Wundervolles Säuseln.
Schöne Schwebeteppiche und Solostimmen, dazu eine tolle Akustik in einem barocken, weiß-goldenen Umfeld voller Deckengemälde und Schnörkel, goldener Zunftstangen, Adler, Engel. Feuer frei!
Für Brahms, Mendelssohn, Messiaen, Chopin! Bald kommen die neuen, schönen Videos! Die digitale Registertraktur ist spannend zu sehen, bunt, flackernd, eine IT-World hinter einem Schrank.
Dann besuchten und spielten wir noch eine weitere wunderbare Orgel, die kleine historische, süddeutsche Ferdinand Stückl -Orgel von 1725 in der hübschen zweiten Barockkirche St. Anna Spitalkirche, Werckmeister. Der geniale Orgelbauer Ferdinand Stückl stammt aus Schongau. Die kunstvolle Orgel ist ähnlich einer italienischen Orgel. Klein, aber oho, Wahnsinns-4-Fuß, scharfe Mixtur, kurze Oktave, kleines Einmanual, richtiges Pedal (kein Stummel-Pedal), repetierend, wunderschöne türkis-dunkellila Farben, passend zur Kirche, gold-weiße Engel. Perfekt für Muffat, Kerll, Pachelbel, Knecht, Rathgeber… Was mir mit am besten gefiel: die Schwerter. Aus hellem Holz. Als Registerknöpfe. Wie breite Malerpinsel. Sinnlich. Künstlerisch.
Ich liebe Messiaens Banquet, der über und unter dem Schweben das Glitzern setzt, die Tropfen, die Flecken. Die Achse zeigt, wie sehr er die Tropfen in steigende Intervalle färbte.
Blutflecken in Quinten.
Man kann Messiaen auch wundervoll ohne Einfuß registrieren.
Sehr mag ich an der Sandtner-Orgel, dass es keine fatalen Setzer-Knöpfe zwischen den Tasten gibt. Und dass alle Tutti nie ein mauerndes Pedal haben.
Wenn man das Cromorne stimmt (halbgeöffnet, „Fischdose“), braucht man ein Stimmeisen („Harpune“) mit einer unteren Einkerbung (Haken). Es gibt unterschiedliche Stimmkrücken. Das Cromorne haben wir abends gestimmt für die Videos.
Spaghetti Larigot!
Auch die schöne Offner-Orgel spielte ich in der wabenförmigen Kirche Verklärung Christi, von 1974, 2014 generalüberholt. Sie passt optisch perfekt zur Kirche und ist völlig anders. Sie hat eine mechanische Spieltraktur und eine pneumatische Registertraktur und sehr starke Zungen. Kippschalter. Mich an Lobback-Orgeln erinnernd. Andreas hat mir stets die Orgeln auch von innen gezeigt. Ein wirklich toller Musiker.
Heute 8 Stunden geübt trotz Kälte, und in die Unterschiedlichkeiten zu Hamburg, St. Wendel und Tholey eingetaucht. In St. Wendel wurden meine Noten abfotografiert. Welche Farben was bedeuten. Ja, jede Farbe hat eine Bedeutung.
In St. Wendel wohnte ich im Posthotel. Aber jetzt wohne ich so richtig wundervoll: Auf einem Hof mit 13 Pferden, preisgekrönte Kaltblüter und anhängliche Schmuse-Fohlen, mit Schafen und Babyschafen, Katzen, Babykatzen, Kühen mit Kälbern. Ich liebe Tiere! Wenn die Musik nicht meine Liebe wäre, dann hätte ich vielleicht etwas mit Tieren gearbeitet.
Warum? Tiere nähern sich schüchtern, neugierig, klug. Erst laufen sie einem vorsichtig hinterher, bis man sich Zeit nimmt. Katzen schnurren und reiben sich an Steinen, bis sie kommen und sich anschmiegen. Pferde haben melancholische Augen und hochsensible Nüstern. Kühe lassen sich ihre Hörner streicheln. Manche sind 18 Jahre alt. Ich empfinde Tiere oft als Wesen mit empfindsameren Seelen als Menschen. Ein neuer Tag im Monat!
Freue mich auf die bayrischen Videos