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25. Oktober 2019

Link-Orgel in Giengen an der Brenz: ein Geheimnis

In meiner noch frischen und kurzen Organistinnenkarriere habe ich schon viel, viel mehr Orgeln kennengelernt und gespielt als die meisten langjährigen Organisten.

Ein Klangschätzchen und wunderschön ist die pneumatische, spätromantische Orgel, Kegellade ohne Druckpunkt wie Lenter-Orgeln, in Giengen an der Brenz, eine Gebrüder Link-Orgel. Sie ist perfekt für Reger, Schumann, Mozart, aber auch Liszt, manchen Bach (Trio-Sonaten, WTK). Schöne Streicher (Stentorgambe), Zungen (Tuba Mirabilis, Vox Humana…) und Flöten (Stentorflöte und Gedackte…).

Aber für Buxtehude, Muffat etc.  müsste man sie schon “querlesen”.

Ihre Flöten und Gedeckte sind wunderschön, sie besitzt eine Stentorgambe und eine Stentorflöte (Vorlage für moderne Orgeln heute)Diese sind auf die Saalorgel (Klais) in Würzburg übernommen und nachgebaut worden (natürlich sind sie nicht “unter Druck” wie bei der schönen Klaisorgel der Elbphilharmonie), genauso wie einige Flöten der Maihinger Barockorgel. So ist die Saalorgel in Würzburg eigentlich eine Bossert-Orgel, eine Klais-Bossert-Orgel, was an sich schon ein Wunder der Zusammenarbeit ist (durch Andreas Saage). So ist die Würzburger Saalorgel etwas ganz Besonderes. Sie wurde gleichzeitig mit der Klaisorgel in Hamburg intoniert. Andreas Saage lenkt vieles sicher in neue, schöne Bahnen.

Ich liebe die Pulsation alter Orgeln, ihre Brüchigkeit, ihre Süffigkeit, und die der alten Komponisten. Sie transportieren und zelebrieren eine Passio durch ihre Brüchigkeit des Klanges. Diese Passio drückt künstlerisch aus, dass wir jeden Tag an der verlorenen Spur leiden, in jeglicher Hinsicht.

Die Fassade der Link-Orgel spiegelt die Holzhey-Orgel in Neresheim wider. Ihr Spieltisch ist rosa, blau und gelb und hat etwas von einem Walcker-Schmuckkästchen. Ich mag das Pneumatische dieser süddeutschen Orgel und das “Blökende” der Vox Humana (Psalm 23). Sind wir nicht Schafe, die einen Retter brauchen? Das Verzögerte macht Repetitionen nicht leicht. Aber Slow Release, langsames Hochheben und dynamisches Spiel (Decrescendo und Crescendo im Anschlag) macht schwingendes Spiel möglich. Egal, welche Lade, ich bemühe mich immer, sanft direkt am Druckpunkt zu spielen.

Eine weitere Link-Orgel wurde von sogenannten Orgelsachverständigen leider schon zerstört.

Ich freue mich auf die Orgeln in Neresheim, Pappenheim, Kiedrich, Dinkelsbühl, Kloster Banz, Bad Staffelstein, Flieden, Weiden, Bad Wimpfen (Ehrlich-Barockorgel), Ebrach, Unterschneidheim (Walcker-Orgel), Lahm (Herbstorgel) und Hoffenheim (mechanische Kegellade). Einige schöne Register aus Lahm sind auch für die Klais-Bossert-Orgel nachgebaut worden.

Dadurch dass ich im äußersten Zipfel Frankens wohne, kann ich schnell nach Baden-Württemberg. Man kommt durch Orte wie Pflaumloch, Nördlingen etc.

Gerade an den Barockorgeln und Spätromantischen kann man Zeitgenössisches und Klavierwerke spielen.

In Giengen gibt es auch die Firma Steif Stofftiere. Ich muss ja sagen, ich mag Stofftiere noch immer sehr.

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