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24. Oktober 2019

Klosterkirche Maihingen: Muffat, Steigleder, Knecht, Frescobaldi, Froberger, Mozart, Sweelinck, Pachelbel, Bach, Mendelssohn

Die perfekte Muffat-Orgel. Sie ist eine klanglich und optisch wunderschöne, zweimanualige, süddeutsche Barockorgel, 1737 Baumeister, mit Holzpfeifen im Prospekt. Sie ist mit Engeln verziert, groß, Schleiflade mit Druckpunkt, ohne Zungen, und besitzt ein französisches Positiv.

Ihr Quintatön, ihre Spitzflöte, ihre Gambe, Coppula, Flaute und Cythara sind herrlich. Ich liebe schöne Solostimmen, Flötenregister, Streicher und Schattierungen, die sogenannten Unterscheidlichen. Sie besitzt einen Abzug (eine Windkoppel) mit Pedal, die einzige Koppel.

Sie hat eine kurze gebrochene Oktave im Pedal und in den Manualen.  Besonders ihre Gambe gefällt mir, sie ist fauchend, kratzend, küssend, knirschend, rauchend, und eine Chyterra (Gitarre). Zu den Streichern kann man gut die Schwebung einsetzen.

Ich mag es sehr, wenn Orgeln Nebengeräusche macht, die Körperlichkeit von musikalischem Ausdruck. Ich verstehe die Gleichschaltung nicht, wenn Orgeln heute nur noch edel sind, aber keinen individuellen Charakter mehr haben. Es wirkt so leblos und synthetisch, was neu gebaut wird. Viele Orgelsachverständige reißen alte Orgeln ab, anstatt den Charakter und die Phänomene der Klänge zu verstehen: Erregte Klänge, mal matt, mal rund, mal bauchig, mal kratzig mit Krallen und Biss. Es braucht Orgelkunstverständige. Das Problem ist, dass die Fehler, die OSV machen, nicht mehr umzukehren sind: Ist die alte Orgel erst einmal weggerissen, ist sie weg. Damit zerstören diese Menschen Geschichte. Die Orgel ist Geschichtetes. Zudem muss man auf jeder Orgel spielen können, nicht nur auf den edlen. Wenn Organisten nur einen Typ Orgel spielen können (den, den sie haben), sind sie keine Künstler. Das Umgehen mit den Teiltönen. Die Aliquoten sind das Innere.

Ich schätze süddeutsche Orgeln sehr, auch wenn sie vielleicht nicht so berühmt sind wie die norddeutschen und deren berühmte Komponisten.

Die Maihinger Barockorgel hat wellige Tasten vor Gebrauch, und man muss ihre Handhabung erst lernen wie bei einem neuen Pferd. Den Druckpunkt finden und ganz weich und ruhig spielen. Ist eine Orgel an sich schon impulsiv wie diese und ich komme auch noch mit Impulsivität an sie heran, dann wird sie ganz nervös und fängt an zu jammern. Ich muss merken, wenn meine Orgel jammert. Ist eine Orgel lahm, brauche ich mehr Energie. Es ist wie bei den Pferden. Ist ein Pferd nervös, fängt es an zu äpfeln und zu schwitzen. Ich muss ihre Sprache verstehen. Auch bei Orgeln muss ich die Gangart verstehen. Insgesamt lieber immer zärtlich und fühlend. Ich spiele Pfeifen, keine Tasten. Ich brauche bei der Orgel immer eine starke Beziehung zu meinen Fingern.

An der neuen Orgel immer fragend: Wer bist du? Den Klang führen, aber die Orgel nicht beherrschen, sich von ihr führen lassen.

Diese Orgeln sind immer phantastisch für Klavierwerke Bachs.

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